Tamera – ein Heilungsbiotop

Was braucht es, damit sich Frieden in diesen herausfordernden Zeiten entwickeln kann?

Um dieser Fragestellung nachzugehen und um das 30-jährige Bestehen der Friedensgemeinschaft Tamera in Portugal zu feiern, trafen sich Anfang Juli 2025 ca. 200 Interessierte aus allen Teilen der Erde zu einem Austausch, einer „Summer University“ - Siehe Fotos.  Anmerkung: Hinter der blauen Schrift verbergen sich die Links zu den jeweiligen Unterseiten der Webseite von Tamera oder von mir - einfach anklicken)

Der Ort, eine mittlerweile grüne und blühende Oase entlang einiger angelegter Seen, die sich über die Jahre mit Regenwasser gefüllt haben, strahlte eine große Ruhe aus.

1995 wurde dieses damals eher wüstenartige Tal mit den heimischen Korkeichen u.a. von Sabine Lichtenfels und Dr. Dieter Duhm erworben, um ein Friedensforschungsbiotop aufzubauen.

Heute leben dort ca. 120 Erwachsene und 35 Kinder auf einem Areal von 140 ha, getragen von einer Vision einer gewaltfreien Kultur und mit der Forschungsfrage:"Wie entsteht Vertrauen zwischen Menschen und zwischen Menschen und allen Mitgeschöpfen?"

Eine  eigene  freie Schule, Gemeinschaftschaftsbereiche,  Forschungsbereiche u.a. für die Nutzung von Solarenergie, Permakultur-Landwirtschaft, ein Kulturzentrum mit Café und ein Meditationsplatz mit einem Steinkreis entstanden über die Jahre. Die über 30 Jahre lang praktizierte 'Gemeinschaftsforschung' und zahlreiche Seminaraktivitäten beleuchten und fördern ein neues Miteinander.

Wir Teilnehmenden trafen uns eine Woche lang  zu einem Erfahrungsaustausch, “Building Community in Times of Global Crisis,” mit der Frage, was es braucht, um in Frieden miteinander zu leben. Zentraler Mittelpunkt der Veranstaltung war die in Holz-, Stroh- und Lehmbauweise errichtete angenehm temperierte Aula. Mitglieder aus verschiedensten, auch indigenen, Friedensgemeinschaften, u.a. aus Kolumbien, Bolivien oder aus einem Slumviertel in Sao Paulo, der Favela da Paz, israelische und palästinensische, aber auch kurdische  Friedensaktivist*innen, berichteten über ihren gewaltfreien Alltag und Widerstand inmitten eines kriegerischen Umfelds. Viele Infos darüber findest du hier (auf der Seite ganz nach unten scrollen)

Diese Statements verdeutlichten die Wichtigkeit einer Vision eines neuen Miteinanders und deren Umsetzung. Wie können wir individuell oder als Weltengemeinschaft bei Gewalt und kriegerischen Handlungen mit einer friedlichen Grundhaltung auf das Gegenüber reagieren und den Kreislauf von Gewalt durchbrechen?

Persönliche Berichte  von Mitgliedern dieser Gemeinschaften berührten mich und das Auditorium zutiefst und eine Welle großen Mitgefühls breitete sich aus. Allein die Zeugenschaft und Anteilnahme für dieses gewaltfreie Handeln unter permanenter Lebensgefahr öffnete viele Räume in mir, die ich mehr und mehr verschlossen hatte.

In Kleingruppen, den sogenannten Homegroups, konnten wir uns immer wieder mit unseren Gefühlen verbinden und aussprechen, was uns bewegte. Die Einbindung in die uns umgebende Natur und deren Kraft hat uns sehr in unserem Gemeinschaftsprozess unterstützt.

Bei den, von den Mitgliedern des Küchenteams, hervorragend zubereiteten veganen Mahlzeiten,  kamen wir mit den unterschiedlichsten Menschen aus verschiedensten Ländern oder unterschiedlichsten Gemeinschaften ins Gespräch und in den Austausch. Auch das verbindet, wenn wir die Vielfalt wahrnehmen und achten und das Potenzial in der Verschiedenartigkeit erkennen.

Der „Wasser-Experte“ Rajendra Singh aus Indien und andere Forscher*innen informierten über die Möglichkeiten des Wassermanagements, wie es in Tamera und in anderen Ländern bereits umgesetzt wurde, über Wasserrückhaltebecken und deren positive und lebensspendende Wirkung, die die zunehmenden Steppen- und Wüstengebiete wieder in fruchtbares Land umwandeln.

Hierzu gibt es auf Youtube auch einen sehr sehenswerten Film 'Water is Love'  (englisch mit deutschen Untertiteln einstellbar), den ich wärmstens empfehlen kann. https://www.waterislovefilm.org/

Konzerte der Sambagruppe aus der Favela da Paz, Poesia Samba Soul, gemeinsames Singen und Tanzen und der gemütliche Austausch im Kultur-Café ließen auch für Lebensfreude und Kreativität großen und ausgleichenden Raum.

Alles in allem erlebte ich in dieser Woche eine Art Heimat  in einem Miteinander, in Akzeptanz von Vielfalt, im Mitgefühl, geprägt von Neugier, geführt von Visionen für eine nachhaltige und friedvolle Zukunft. Und es klingt noch sehr stark in mir nach.

Und immer wieder taucht die Frage auf: Wo finden wir Heimat und ein vertrauensvolles Miteinander in diesen Zeiten der Konflikte, der Herausforderungen auf vielen Ebenen?

Als Einzelkämpfer*Innen versuchen wir oft im Konsum und in der Zerstreuung unsere Leere zu füllen.

Aber ich erfahre immer öfter, dass wir Erfüllung und Heimat  in Gemeinschaft finden. In Gemeinschaft, in der Raum ist für die eigenen Ängste, für Sehnsüchte und Freuden, in denen eine Vision des friedlichen Miteinanders gelebt wird.

Eine Gemeinschaft, wo Menschen zusammenbleiben, auch dann noch, wenn es Konflikte gibt, wo man sich verletzlich zeigen kann, wo sich Mitgefühl für die Mitmenschen, aber auch für jegliche Kreatur und vor allem für die Natur entwickeln kann.

Dazu ist es für mich sehr wichtig, dass wir uns wieder als einen Teil der Natur erleben können, nicht als etwas Übergeordnetes, sondern als einen gleichwertigen Partner aller Geschöpfe und der Natur. Wie finden wir wieder die Anbindung an Mutter Erde, die uns trägt, ernährt, die uns Heimat ist?

Im Steinkreis von Tamera konnten wir uns mit den unterschiedlichen Qualitäten, die eine Gemeinschaft braucht, aber auch mit den Elementen der Erde, des Wassers, des Feuers und der Luft verbinden. Über Rituale kamen wir  mit dem alten und kraftvollen Wissen von Teilnehmern mit indigenen Wurzeln in Kontakt.

Um sich verbunden zu fühlen, muss man nicht gleich auswandern und in ein Gemeinschaftsprojekt ziehen. Es gibt verschiedenste Möglichkeiten sich mit Gleichgesinnten – was nicht bedeutet, dass man immer der gleichen Meinung sein muss – zusammenzufinden und im ehrlichen Austausch zu sein.

Ich denke, es geht darum, sich mit einem offenen Herzen zu begegnen. Das kann auf einer Wanderung durch die Natur sein.  Das kann bedeuten, dass wir uns nachbarschaftlich engagieren oder dass wir ehrlich miteinander sind, wenn es Konflikte gibt.

Wie kann ein friedvolles Miteinander aussehen, das die eigenen Bedürfnisse respektiert, aber auch den Standpunkt des Gegenübers wahrnimmt?

Auch in unseren Seminaren TaKeTiNa & Feldenkrais berichten Teilnehmer*innen von Gemeinschafts-Erfahrungen:

  • "Im gemeinschaftlichen Gruppenprozess fühlt es sich an, wie ein Heimkommen im Rhythmus, wie Ankommen ganz tief bei mir."
  • "Ich erlebe große Verbundenheit mit mir und den anderen Teilnehmer*innen."
  • "Ich spüre immer deutlicher, dass der Boden mich trägt. Daraus entsteht für mich ein großes Vertrauen ins Leben."
  • "Ich entdecke, dass die vermeintlichen 'Fehler' eigentlich ein sehr wichtiger Teil meines Lernprozesses sind."
  • "Weil ich meinen eigenen inneren 'Kritiker' immer wieder entlarve, kann ich auch immer öfter das Ver- oder Beurteilen von Anderen sein lassen."

Vielleicht haben dich meine Gedanken neugierig gemacht? Neugierig, dich auch oder weiterhin auf den Weg zu begeben, heraus aus der Konkurrenz, auszusteigen aus dem Einzelkämpfertum, hin zu Kooperation, Mitgefühl, hin zu neuen Erfahrungen von Gemeinschaft im Vertrauen, von Angebundensein an die Natur und an ein größeres Ganzes.

Erlebe vieles davon in meinen Seminaren TaKeTiNa & Feldenkrais oder bei meinen wöchtlichen TaKeTiNa- oder Feldenkrais-Angeboten. Weitere Erfahrungsberichte findest du auch hier.

Ich freue mich auf ein Weitergehen auf diesem Weg, vielleicht auch gemeinsam mit Dir.